Am 30. August 2017 fand im Rahmen des Projektes „Kompetenz – Dialog – Teilhabe“ das Seminar „Deutschland ist Lutherland“ zum Thema Migration statt. Veranstaltet wurde es in den Räumen des Vereins Mosaika e. V. in Bischofswerda.

Am 31. Oktober 2017 feiert Deutschland sein großes Jubiläum – Fünfhundert Jahre Reformation. Obwohl die Reformation fünf Jahrhunderte zurückliegt, ist Deutschland immer noch Lutherland. Warum eigentlich? Wenn man fragt, was typisch deutsch ist, entdeckt man Traditionslinien, die staunen lassen. Denn vieles, was Deutsche angeblich oder tatsächlich charakterisiert wie Fleiß, Sparsamkeit oder Lesebegeisterung kann als Resultat typisch protestantischer Haltung interpretiert werden. Kulturelle Eigenschaften oder Identitäten entstehen nicht im luftleeren Raum. Luthers epochale Neuerungen legten den Grundstein für das.

Mit solch einer Botschaft an die TeilnehmerInnen hat Referentin und Vorsitzende des Vereins „Mosaika e. V.“ Angelina Burdyk, eine Diskussion zur Frage „Was ist typisch Deutsch?“ eröffnet. In ihrem Impulsreferat hat sie Martin Luther nicht nur als grandiosen Theologe und Reformator, sondern auch als eine außergewöhnliche Persönlichkeit aufgezeigt. Die Charaktereigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, asketische Haltung, Bescheidenheit und Musikbegeisterung haben für einige TeilnehmerInnen Anlass gegeben, über kulturelle Eigenschaften nachzudenken.

In den Diskussionen wurde die Rolle des Reformators beim Aufbau des Bildungs- und Sozialsystems und bei der Entstehung einer protestantischen Arbeitsethik mit Fleiß und Pünktlichkeit bedacht. Für manche TeilnehmerInnen war überraschend zu erkennen, dass Deutschland ein Spar- und Spendenweltmeister ist, den zweitgrößten Buchmarkt hat und sich international in der Spitze im Bereich Kunst und Musik befindet. Viele diskutierte Themen führten zu neuen Themenfeldern wie z. B. Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.

Das Seminar war gekennzeichnet von einer offenen und diskussionsfreudigen Atmosphäre. Alle TeilnehmerInnen hatten die Möglichkeit, eigene Lebenserfahrungen und Vorstellungen einzubringen. Dazu diente die Idee des Seminares, die schon am Anfang des Projektes geäußert wurde: Die politischen Themen in Muttersprache zu diskutieren. In diesem Fall war das die russische Sprache. Beim Seminar waren auch Einheimische, die die russischen Sprachkenntnisse durch ihren Beruf in DDR-Zeit erworben hatten. Das Seminar brachte die Idee hervor, zu einem politischen Dialog in Sachsen aktiv die Freunde der russischen Sprache einzuladen.

Es war kein Wunder, dass das Impulsreferat eine lebhafte und lange Diskussion hervorrief: Für Angelina Burdyk bleib wenig Zeit, einige der Themen ausführlicher vorzustellen. Sogar nach Ende des Seminars diskutierten noch TeilnehmerInnen, diesmal in kleinen Gruppen. Man kann sagen, dass das Experiment im Rahmen des Projektes „Kompetenz-Dialog-Teilhabe“, bei der politischen Bildung der MigrantInnen auch ihre Muttersprache zu nutzen, voll gelungen ist.

V. Steinhauer,
Leiter des Projektes „Kompetenz-Dialog-Teilhabe“

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