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Austauschtreffen des DSM mit russischsprachigen Mitgliedsvereinen

Am 4. November haben sich verschiedene russischsprachige Mitgliedsvereine und der Dachverband sächsischer Migrant*innenorganisationen e.V. (DSM) in den Vereinsräumen des Das Zusammenleben e.V. in Dresden zu einem hybriden Austauschtreffen getroffen. In diesem Rahmen sollte gemeinsam über die aktuellen Herausforderungen und Bedarfe russischsprachiger Vereine, insbesondere mit Blick auf das große Engagement vieler Vereine bei der Unterstützung ukrainischer Geflüchteter, sowie über die Erwartungen der Vereine an den DSM gesprochen werden.

Zu Beginn der Veranstaltung hieß Mohamed Okasha, Co-Geschäftsführer des DSM, die anwesenden Vereine willkommen und gab anschließend das Wort an den Co-Vorsitzenden des DSM, Kanwal Sethi, weiter. Dieser betonte die Wichtigkeit russischsprachiger Vereine für die Gründung und auch den Fortbestand des DSM, da viele russischsprachige Migrant*innenorganisationen bereits eine lange Geschichte aufweisen und deswegen eine maßgebliche Rolle bei der Gründung des DSM gespielt haben und zusätzlich viel Wissen über die Etablierung von Vereinsstrukturen mitbringen. Außerdem stellte Kanwal Sethi heraus, dass die russischsprachigen Vereine anlässlich des russischen Angriffskriegs und der Fluchtbewegung aus der Ukraine mit besonderen Bedarfen und Problemen konfrontiert sind, die in diesem Austauschtreffen kommuniziert werden sollen. Schließlich hieß auch Tatjana Jurk, Vereinsleiterin des Das Zusammenleben e.V., die Gäst*innen herzlich willkommen.

Zu sehen: Mohamed Okasha (Co-Geschäftsführer des DSM) und Tatjana Jurk, Vereinsleiterin des Das Zusammenleben e.V.

Nach diesen einleitenden Worten begann das Austauschtreffen mit einer Vorstellungsrunde, bei welcher alle Anwesenden die Tätigkeitsbereiche ihres Vereins kurz umrissen. Den Anfang machte der Dresdner Verein Cinderella e.V., welcher Kunst, Kultur und Sport fördert und mit Kindern und Jugendlichen mit ADHS und Autismus arbeitet. Auch der Tschetschenische Integrations- und Kulturverein e.V. aus Dresden, der über verschiedene Angebote der Begegnung die Integrationsmöglichkeiten und die Teilhabe von Tschetschen*innen in Dresden verbessern möchte, sowie der Leuchtturm Mayak e.V. aus Bautzen, der sich durch interkulturelle Arbeit, Kinder- und Jugendarbeit, Elternarbeit, Seniorenalltagsbegleitung sowie durch Migrations- und Asylberatung engagiert, stellten sich vor. Ebenfalls anwesend war der Dresdner Verein Deutsch-Russisches Kulturinstitut e.V.: Dieser Verein will die deutsch-russische Zusammenarbeit fördern, die Integration von Migrant*innen aus der ehemaligen Sowjetunion voranbringen und verfügt über die größte russischsprachige Bibliothek Sachsens. Der Halleluja e.V. aus Dresden, eine christliche Gemeinde, welche sich auf die Unterstützung suchtkranker Menschen spezialisiert hat und das Ziel verfolgt, ein Rehabilitationszentrum für Suchtkranke Menschen aufzubauen, stellte sich vor. Auch das Leipziger Deutsch-Russische Hilfswerk zur Heiligen Alexandra e.V. bietet Hilfe bei Suchtproblemen an. Darüber hinaus ist der Verein in der Kinder- und Jugendarbeit tätig, organisiert deutsch-russische Sprachkurse und engagiert sich in der Ukrainehilfe. Ein weiterer Gast war der seit 20 Jahren existierende Jüdische FrauenVerein Dresden e.V., welcher u.a. Zeitzeugengespräche sowie Lernmaterial für Schulen anbietet und Integrations- und Sprachkurse sowie Ausstellungen organisiert. Der Schöne Welt e.V. aus Plauen wiederum betreut ein Kunst- und Tanzstudio als private und gemeinnützliche Einrichtung der kulturellen Bildung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in dessen Rahmen Tanz- und Kunstgruppen betreut werden. Außerdem war das Frauenförderwerk Dresden e.V. anwesend – ein Verein, der sich vorrangig für die allgemeine Gleichstellung von Frauen und Mädchen in der Gesellschaft einsetzt, und darüber hinaus zwei Migrationsprojekte betreut: das Projekt „MuS – Migrantinnen unterstützen Senioren“ sowie das Projekt „Angekommen – das Projekt für Mütter mit Migrationshintergrund“.

Im Anschluss an die aufschlussreiche Vorstellungsrunde formulierten die Vereine gemeinsam die aktuellen Herausforderungen und Bedarfe, die sich in Hinblick auf ihr Engagement bei der Versorgung und Unterstützung ukrainischer Geflüchteter in den letzten Monaten ergeben haben. Alle Vereine waren sich ihrer Bedeutung bei der Ukrainehilfe bewusst, denn aufgrund der gleichen bzw. ähnlichen Sprache, wurden sie zu einem essenziellen Ansprechpartner vieler ukrainischer Geflüchteter. Doch trotz ihrer unverzichtbaren Arbeit und der zentralen Stellung bei der Geflüchtetenarbeit, waren sich die Vereine einig, dass es in der Politik zu wenig Anerkennung und Resonanz für die Arbeit der russischsprachigen Vereine gibt, sodass die Vereine – trotz der enormen Nachfrage nach ihrer Arbeit – stark unterfinanziert sind. Gleichzeitig habe auch die Diskriminierung u.a. auch durch politische Institutionen seit Beginn des russischen Angriffskrieges zugenommen.

Anschließend bat Mohamed Okasha die Anwesenden ausgehend von den besonderen Bedarfen russischsprachiger Vereine, die sich einerseits aus ihrer Bedeutung als essenzieller Anlaufpunkt für ukrainische Geflüchtete und andererseits aus ihrer Stellung als etablierte Vereine ergibt, ihre Erwartungen an den DSM zu formulieren.

Dabei wurde deutlich, dass sich viele Vereine eine zielgenauere Informationsverteilung wünschen. Außerdem äußerten einige Vereine, dass sie sich bei wichtigen Themen, wie etwa Neuerungen im Datenschutz, eine schnellere Informationsverbreitung sowie genauere Informationen durch den DSM wünschen. Besonders würden die Vereine profitieren, wenn der DSM regelmäßig Informationen zu Fördermöglichkeiten mitsamt Fristen versenden würde.

Darüber hinaus zeigte sich, dass viele Vereine Schwierigkeiten bei der Fördermittelbeantragung bzw. -bewilligung haben. So fehlt es den meisten Vereinen an personellen Kapazitäten für die aufwändige Fördermittelbeantragung. Dadurch sind einerseits zu wenige personelle und finanzielle Kapazitäten vorhanden, um Fördermittelanträge zu stellen, gleichzeitig werden aber Fördermittel benötigt, um diese Kapazitäten zu erweitern. Nicht zuletzt wird die Vereinsarbeit auch dadurch belastet, dass Projektförderung stets nur befristet vergeben wird, was gerade bei Langzeitprojekten zu großen Unsicherheiten führt. Aus der Schilderung dieser Probleme ergab sich die Frage, ob der DSM zukünftig seine Mitglieder entlasten könnte, indem er größere Anträge für mehrere Mitglieder stellt.

Auch die Förderrichtlinie Integrative Maßnahmen, zu deren derzeitiger Novellierung der DSM bereits eine Stellungnahme veröffentlicht hat, wurde kritisiert, weil Fahrtkosten von diesem Förderprogramm nicht übernommen werden, sodass viele potentielle Teilnehmer*innen Angebote aus finanziellen Gründen nicht wahrnehmen können. Besonders für Personen und Vereine im ländlichen Raum verursacht dies große Frustration und Entmutigung, da ein Großteil der Veranstaltungen in den sächsischen Ballungsgebieten Dresden und Leipzig stattfindet. Viele der etablierten russischsprachigen Vereine hatten zusätzlich das Gefühl, dass neuere Vereine verstärkt von der Richtlinie gefördert werden, während ältere Vereine weniger Förderung erhalten.

Ein weiteres Problem, welches viele der anwesenden Vereine beklagten, ist die Schwierigkeit Büroräume zu finden bzw. zu finanzieren. So verursachen auch die gestiegenen Energiekosten Probleme – beispielsweise musste einer der anwesenden Vereine seine Räumlichkeiten aus finanziellen Gründen aufgeben, obwohl sich sowohl die Mitglieder des Vereins als auch die Nachfrage nach der Arbeit des Vereins in den letzten Monaten verdoppelt haben. Dementsprechend wurden Fragen nach finanzieller Unterstützung bei der Bezahlung von Betriebskosten für soziale Dienstleister und Kultureinrichtungen in Sachsen laut.

Auch die mangelnde Förderung von Arbeitsplätzen wurde beklagt: Viele der Vereine arbeiten rein ehrenamtlich und haben zunehmend Schwierigkeiten, Personen zu finden, welche die Ehrenämter übernehmen möchten.

Nicht zuletzt empfinden es viele russischsprachige Vereine als Problem, dass sie viele Anfragen von ukrainischen Geflüchteten erhalten, bei denen sie nicht weiterhelfen können – beispielsweise zum Schulwechsel oder der Wohnungssuche. Die Vereine fragten, ob es Ansprechpartner*innen gibt, an die sie die Geflüchteten weiterleiten zu können.

Schließlich wurde der Wunsch der russischsprachigen Vereine deutlich, dass der DSM die von den Vereinen geschilderten Bedarfe und Problemlagen an die verantwortlichen politischen Entscheidungsträger*innen heranträgt, sodass Richtlinien entwickelt werden können, um diese Bedarfe zukünftig zu decken.

Abschließend äußerte sich der DSM zu einigen der genannten Kritikpunkte und Probleme der anwesenden Vereine. Um die Bedarfe migrantischer Vereine zielgenau an die Politik heranzutragen, ist ab Januar 2023 die Durchführung einer Bedarfsanalyse für Migrant*innenorganisationen in Chemnitz geplant, wie sie auch schon im vergangenen Jahr in Leipzig durchgeführt wurde. Darüber hinaus findet in Leipzig viermal jährlich eine Werkstatt der Migrant*innenorganisationen statt, die es ab Januar 2023 auch in Dresden geben wird, damit Vereine sich untereinander besser vernetzen und unterstützen können. Zusätzlich betonte der DSM, dass Vereine gern proaktiv mit konkreten Fragestellungen auf den Dachverband zukommen können, damit dieser die Vereine bei ihren konkreten Anliegen unterstützen kann. Letztlich äußerte sich der DSM auch zur Kommunikation des Vereins mit seinen Mitgliedern: Der DSM ist der Herausforderung ausgesetzt, dass die Bedürfnisse seiner Mitglieder stark variieren, sodass einige seiner Angebote für russischsprachige Vereine nicht relevant sind. Anlässlich der Kritik dieser Vereine wird der DSM seine E-Mail-Verteiler überarbeiten und nach Themenfeldern strukturieren, um den Vereinen künftig möglichst nur relevante Informationen zukommen zu lassen.  

Der DSM bedankt sich herzlich für den vielfältigen Einblick in die Bedarfe und Probleme seiner russischsprachigen Mitgliedsvereine und wird an der Verbesserung der angesprochenen Kritikpunkte arbeiten.

 

 

Bilder: ©Laura Meyer (Das Zusammenleben e.V.)

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