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Interview mit Constancio P. Maulana - Projektkoordinator von Get AKTIV

Constancio P. Maulana ist Koordinator des Projekts „GeT AKTIV – Geflüchtete für Teilhabe in der Politik und Gesellschaft aktivieren“, mit dem bundesweit an verschiedenen Standorten Seminare der interkulturellen politischen Bildung für Geflüchtete durchgeführt werden. Im Interview mit dem DSM hat er sich unseren Fragen zu GeT AKTIV gestellt. 

Was ist GeT AKTIV überhaupt?

GeT AKTIV ist ein Projekt, das geflüchtete Menschen beim Ankommen in der deutschen Gesellschaft unterstützen möchte. „GeT AKTIV“ ist dabei eine Verkürzung des vollen Namens des Projekts – „Geflüchtete für Teilhabe in der Politik und Gesellschaft aktivieren“. Für nach Deutschland geflüchtete Menschen sind neben der deutschen Sprache nicht selten auch Kultur, gesellschaftliche Regeln und Gesetze in Deutschland noch fremd. Deshalb unterstützt GeT AKTIV geflüchtete Menschen beim Ankommen in Deutschland und ist aus diesem Grund besonders gefragt bei Personen, die kürzlich ihren Asylstatus erhalten haben und nun sicher wissen, dass sie in Deutschland bleiben können. Dann nämlich kommen viele Fragen auf – „Wie genau ist die deutsche Gesellschaft eigentlich organisiert und welche Möglichkeiten habe ich, mich in meiner neuen Heimat einzubringen?“ –, zu denen GeT AKTIV Antworten bereithält.

An wen richtet sich das Projekt?

Unsere Zielgruppe sind nach Deutschland geflüchtete Menschen. Aber es muss niemand an den Seminaren von GeT AKTIV teilnehmen, denn die Seminare sind freiwillig und kostenlos.

In welcher Sprache finden die Seminare statt?

In der Regel finden die Seminare auf Deutsch statt. Deswegen ist die Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme auch, dass Deutsch mindestens auf dem Niveau B1 gesprochen wird. Es können aber auch Ausnahmen gemacht werden: Wenn sich eine Gruppe von mindestens 13 Personen bei uns meldet, die das Seminar in einer anderen Sprache als Deutsch absolvieren möchten, dann können wir einen Dolmetscher oder eine Dolmetscherin engagieren, die das Seminar – oder zumindest seine inhaltlich anspruchsvollen Teile – übersetzt.

Welche Module umfasst GeT AKTIV?

Es gibt insgesamt acht Module. Das erste Modul heißt „Ich und die neue Gesellschaft“. In diesem Modul reflektieren die Teilnehmer*innen über ihre neue Heimat und die deutsche Gesellschaft. Im zweiten Modul „Das deutsche Grundgesetz und Menschenrechte in der alltäglichen Praxis“ erlangen die Teilnehmenden einen Überblick über deutsche Institutionen, Gesetze, Rechte und Pflichten. Weitere Module sind: Modul III: „Glaubensfreiheit“, Modul IV: „Das Prinzip der Gleichheit der Geschlechter“, Modul V: „Das politische System und die deutsche Migrationspolitik“, Modul VI: „Vorurteile und Rassismus“, Modul VII: „Möglichkeiten des politischen und bürgerschaftlichen Engagements“ und Modul VIII: „Auftreten, Präsentieren, Vermitteln“.

Jährlich werden die Module angepasst, um auf Erkenntnisse aus vergangenen Seminaren zu reagieren. So werde ich beispielsweise vorschlagen, dass wir ab dem nächsten Jahr ein zusätzliches Modul 0 Einfügen, in dem die Basics der PC-Kenntnisse erlernt werden können, weil mir aufgefallen ist, dass einige Teilnehmende Probleme bei der Nutzung von Zoom und anderen digitalen Plattformen hatten. Da der sichere Umgang mit digitalen Programmen aber die Voraussetzung für die aktive Teilnahme an den Seminaren ist, möchte ich sichergehen, dass es das Angebot gibt, um fehlende Kenntnisse aufzuholen.

Wer sich über die Inhalte von GeT AKTIV weiter informieren möchte, kann das unter diesem LINK tun.

Muss man alle acht Module von GeT AKTIV absolvieren oder kann man auch nur zu einer oder einigen wenigen Veranstaltungen kommen?

Die Teilnehmenden können frei entscheiden, ob sie eines, mehrere oder alle unserer Seminare besuchen möchten.

Was ist das Ziel des Projekts?

GeT AKTIV ist ein Projekt der politischen Bildung. Das heißt, Ziel der Seminare ist, dass die Teilnehmenden grundlegende Kenntnisse über die BRD erlangen und ihre bürgerlichen Rechte und Pflichten kennenlernen. Zudem werden den Teilnehmenden Möglichkeiten der politischen Teilhabe und des gesellschaftlichen Engagements, sowie Möglichkeiten zur Selbsthilfe in der eigenen Community aufgezeigt.

Wie sind die Seminare aufgebaut?

Die Seminare dauern zwischen fünf und sechs Stunden und sind als interaktiver Workshop organisiert, den die Teilnehmenden aktiv über ihre Teilnahme mitgestalten.

Wer leitet die Seminare?

Die Seminare werden von verschiedenen Referent*innen mit Migrationsgeschichte, die in den unterschiedlichsten Fachbereichen arbeiten, gehalten. Außerdem gibt es die Möglichkeit, dass Teilnehmer*innen von GeT AKTIV selbst zu Referent*innen werden, indem sie im Anschluss an GeT AKTIV die Weiterbildung Train the Trainer besuchen. Im Rahmen von Train the Trainer werden die Teilnehmer*innen selbst zu Referent*innen ausgebildet und können schließlich eigene Workshops geben. 

An welchen Standorten in Deutschland finden Seminare statt?

Viele der Seminare finden online statt. Es gibt aber auch einige Seminare, die in Präsenz stattfinden. Hier in Sachsen fanden Präsenzseminare in Dresden statt, aber es sollen zukünftig zwei weitere sächsische Standorte für Präsenzveranstaltungen hinzukommen.

Wie kann man sich für die Seminare anmelden?

Im Moment muss man mir eine Mail (c.maulana@dsm-sachsen.de) schreiben oder mich anrufen (+49 176 4420 6616), um sich anzumelden.

Wie ist die Resonanz der Teilnehmenden zu den Seminaren?

Oft höre ich sehr positives Feedback von Personen, die schon in den Seminaren aktiv mitgearbeitet haben. Ansonsten erkenne ich Interesse oft daran, wie viele Diskussionsbeiträge und Nachfragen es in den einzelnen Seminaren gibt. So zeigt sich beispielsweise im Modul „Glaubensfreiheit“ das Interesse der Teilnehmenden an den intensiven Nachfragen. Auch im Modul „Das Prinzip der Gleichheit der Geschlechter“ herrscht meist eine sehr hohe Beteiligung und es entstehen neben zahlreichen Nachfragen spannende Diskussionen.

Wie endet die Fortbildung?

Wenn alle acht Module von GeT AKTIV besucht wurden, dann erhalten die Teilenehmenden ein Zertifikat, das die Weiterbildung bescheinigt. Wenn nur einzelne Seminare besucht wurden, dann kann eine Teilnahmebestätigung ausgestellt werden. Wie bereits erwähnt, werden besonders engagierte Teilnehmer*innen auch für das Programm Train the Trainer angeworben, um schließlich selbst Referent*innen zu werden, die zukünftig eigene Module gestalten. So werden Migrant*innen zu Mentoren für neu angekommene Geflüchtete.

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