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Am 1. Juli 2020 jährt sich zum elften Mal der Tag des rassistisch motivierten Mordes an Marwa El-Sherbini. Bei einer Gedenkveranstaltung wollen zivilgesellschaftliche Institutionen und das sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung an die Tat und ihre Opfer erinnern. Der Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen spricht sich für mehr Engagement gegen Rassismus und rassistisch motivierte Gewalt aus.

Gedenkveranstaltung
Datum und Uhrzeit: Mittwoch, 1. Juli 2020 um 16 Uhr
Ort: Eingang des Landgerichts Dresden im Bereich der Lothringer Straße

 

Sie wurde in den Räumen eines Gerichts ermordet, nachdem sie sich gegen rassistische Beleidigungen gewehrt hatte. Am 1. Juli 2009 wurde die Handballnationalspielerin und Pharmazeutin Marwa El-Sherbini während einer Strafverhandlung im Landgericht Dresden, zu der sie als Zeugin geladen war, vom Angeklagten erstochen. Der Mord wurde aus rassistischen Motiven begangen.

Ihr Mörder Alexander Wiens hatte sie bereits ein Jahr zuvor auf einem Spielplatz in Dresden rassistisch beschimpft und wurde dafür zu einer Geldstrafe verurteilt, gegen die er Einspruch einlegte. Während der Gerichtsverhandlung erstach der Mann die im dritten Monat schwangere Marwa El-Sherbini, als sie nach ihrer Zeugenaussage den Gerichtssaal verlassen wollte. Ihr Ehemann wurde bei dem Versuch ihr zu helfen lebensgefährlich verletzt. Alexander Wiens wurde wegen Mordes an Marwa El-Sherbini und versuchten Mordes an ihrem Ehemann zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Der Mord am Marwa El-Sherbini ist kein Einzelfall. Nach Angaben der Amadeu Antonio Stiftung, die seit Jahren rassistisch motivierte Tötungsdelikte dokumentiert, gab es seit 1991 19 Todesopfer rechter Gewalt in Sachsen und in Gesamtdeutschland mindestens 208 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 sowie 13 weitere Verdachtsfälle.

Jeder dieser Menschen ist einer zu viel und zeigt, wie Rassismus in Deutschland tötet. Die angekündigte Gedenkveranstaltung ist zwar ein wichtiges Zeichen aber nicht genug. Als Interessenvertretung der Migrantenorganisationen in Sachsen fordert der Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen mehr politisches und gesellschaftliches Handeln gegen rassistische Strukturen und rassistisch motivierte Gewalt. Der Mord an Marwa El-Sherbini hat nicht nur politische Relevanz, sondern zeigte auch erneut wie dringend ein Eigreifen in rechte Strukturen ist. Die Vorstandsvorsitzenden des Dresdner Ausländerrats Eter Hachmann sagte der Tageszeitung die taz zum vergangenen 10. Todestag von Marwa El-Sherbini:

„Kann so etwas wieder passieren? Vielleicht sogar mir? Und dann ist da die Wut: Marwa El- Sherbini wurde nicht beschützt, ihre Situation nicht ernst genommen. Sie wurde in den Räumen eines Gerichts ermordet. Die Frage ist: Was haben wir daraus gelernt?“

Aktives und strategisches politisches Handeln gegen rassistisch motivierte Gewalt ist unabdinglich und längst überfällig. In Sachsen, einem Bundesland, in dem seit Jahren fast unangetastet rechte Strukturen wachsen und arbeiten können, gehören rassistische Beleidigungen und Gewalt für viele Menschen zum Alltag. Menschen, die sich gegen rassistische Beleidigungen wehren, müssen gehört werden und von politischer Seite offene und klare Unterstützung bekommen. Gewalttaten mit einem rassistischen Motiv müssen von den Sicherheitsbehörden endlich klarer benannt und den dahinterliegenden Strukturen aktiver nachgegangen werden.

Quellen:

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/?_region=sachsen

https://taz.de/Zum-10-Todestag-von-Marwa-El-Sherbini/!5603750/

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