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Die erste Fachtagung der Leipziger Migrant:innenorganisationen im Mai 2022

Der Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen e.V. (DSM) hat am 06.05.2022 in Zusammenarbeit mit dem Verband binationaler Familien und Partnerschaften Leipzig e.V., dem Verein Deutsch-Spanische Freundschaft e.V. (DSF) und dem Referat für Migration und Integration der Stadt Leipzig die erste Fachtagung der Leipziger Migrant*innenorganisationen veranstaltet.

Diese war Teil des Projekts „Werkstatt der Migrant:innenorganisationen 2022“ und fand in der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) statt. Neben verschiedenen Ehrengästen waren knapp 100 Engagierte aus zahlreichen Migrant*innenorganisationen anwesend. Moderiert wurde unsere Veranstaltung von Rudaba Badakhshi (ZEOK e.V. Leipzig) und Trong Do Duc (mikopa, Initiative- Postmigrantisches Radio).

Die Fachtagung startete um 14:00 Uhr mit einem Begrüßungsbuffett für unsere Gäste. Hierbei hatten die Teilnehmenden bereits die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Den inhaltlichen Teil der Veranstaltung eröffnete der Co-Vorsitzende des DSM, Kanwal Sethi, mit seiner Rede. Dabei betonte er, dass man nach einem jahrzehntelangen Kampf auf Bundesebene endlich die Wichtigkeit von Migrant*innenorganisationen verstanden habe. Leipzig habe dabei eine Vorreiterrolle. Es gehe darum, mit Menschen zu sprechen und nicht über sie.

Auch der Leipziger Sozialbürgermeister Prof. Dr. Thomas Fabian begrüßte das Publikum mit einer Rede. Dabei führte er aus, er sei froh, dass Leipzig über eine derart aktive Zivilgesellschaft verfüge. Leipzig sei ein Ort der Vielfalt, dennoch gebe es Probleme mit Fremdenfeindlichkeit. Migrant*innenorganisationen hätten eine besonders wichtige Rolle, es sei wichtig, dass sie für sich selbst sprächen und ein gutes Miteinander pflegten.

Als Ehrengast war der Verein der Vietnamesen Leipzig eingeladen, einer der ältesten Migrant*innenvereine in Leipzig. Der Vorsitzende Quang Huy Bui erklärte, man habe sehr viel gemacht für verschiedene Bereiche in der Stadt Leipzig. So biete der Verein Deutschkurse an und baue Brücken zwischen Vietnam und Deutschland, zwischen Ho Chi Minh Stadt und Leipzig. Gleichzeitig forderte Bui mehr finanzielle Unterstützung für die Mitarbeitenden des Vereins.

Nach den Reden zu Beginn präsentierten der Co-Geschäftsführer des DSM, Mohamed Okasha, und Anna Vetter vom DSM, die Ergebnisse der Bedarfsanalyse, die in Leipzig mit Migrant*innenorganisationen durchgeführt wurde. Dabei wurden zunächst Strukturen, Angebote und Netzwerke der Vereine in Leipzig aufgezeigt und das Vorgehen bei der Durchführung der Analyse dargestellt. Anschließend wurde auf die von den befragten Organisationen benannten Herausforderungen und Bedürfnisse eingegangen. Besonders häufig berichteten die befragten Organisationen von Herausforderungen mit der Infrastruktur wie zeitliche, personelle oder räumliche Ressourcen und den Auswirkungen der Pandemie. Auch bezüglich Weiterbildung und Finanzierung gaben viele Vereine an, vor Herausforderungen zu stehen. Die Bedürfnisse der befragten Vereine bestehen hauptsächlich in der finanziellen Förderung und in der Weiterbildung der ehrenamtlich Engagierten. Vom DSM wünschen sich die befragten Vereine unter anderem mehr Vernetzung und Austausch sowie mehr Unterstützung bei der Beschaffung finanzieller Förderung. Mehr finanzielle Unterstützung wünschen sich die Organisationen von der Stadt Leipzig, zusätzlich wird mehr Sichtbarkeit und Partizipation gefordert.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie wichtig gemeinsamer Druck der Migrant*innenorganisationen auf Politik und Verwaltung ist. Zentral ist unter anderem die Forderung, ein selbstverwaltetes Gebäude der Migrant*innenorganisationen in Leipzig zu schaffen.

Nach der Pause wurden die Teilnehmenden in Kleingruppen eingeteilt. In World Cafés leiteten Referent*innen verschiedener Organisationen Austauschrunden zu unterschiedlichen Themen. So ging es um politische Teilhabe und Repräsentation migrantischer Menschen, Community-Arbeit, Kunst und Kultur, Bildung sowie Orientierung und Begleitung. Bei regem Austausch wurden Erfahrungen der Teilnehmenden gesammelt und Handlungsansätze diskutiert. Zahlreiche Stichworte und Notizen wurden zu großen Schaubildern zusammengefügt. Im Anschluss an die World Cafés wurden diese schließlich durch die jeweiligen Referent*innen vorgestellt.

Sehr spannend war zudem die Abschlussdiskussion der Fachtagung, an der wichtige Akteur*innen aus Vereinen und der Stadt Leipzig zu Wort kamen. Marisa Sanchez, Co-Vorsitzende des Vereins Deutsch-Spanische Freundschaft zufolge brauche es nicht nur Worte, sondern auch Taten seitens der Stadt Leipzig. Besonders wichtig sei hierbei die Schaffung eines Gebäudes für die Migrant:innenorganisationen. Auch Mehmet Arbag vom Verband binationaler Familien und Partnerschaften sprach sich dafür aus, mehr politischen Druck aufzubauen. Viele Bereiche des Lebens wie Kultur oder Sport seien politisch und es brauche eine solidarische Basis für gesellschaftliche Veränderungen. Weiterhin betonte er, dass die seit Jahrzehnten existierende ehrenamtliche Arbeit endlich wertgeschätzt und bezahlt werden müsse. Mohamed Okasha, Co-Geschäftsführer des DSM, freut sich über die konstruktive Stimmung auf der Fachtagung: „Durch die Energie und Kompetenzen in diesem Raum können wir unsere Rechte erkämpfen!“. Er kündigte an, die Ergebnisse der Bedarfsanalyse in die zukünftige Arbeit des DSM einzubeziehen. Die Fachtagung sei nur der Anfang gewesen und ein Auftakt für alles, was kommt. Mit der Leiterin des Leipziger Referats für Migration und Integration, Manuela Andrich, nahm auch eine Vertreterin der Stadt an der Diskussion teil. Sie bedankte sich für die Offenheit und konstruktive Kritik und bezeichnete ihr Referat als Brücke der migrantischen Community in die Verwaltung. Mit der Kreativität der ehrenamtlich Engagierten in den Migrant:innenorganisationen könne viel geschafft werden, führte Andrich an.  Mohamed Okasha ging außerdem auf die nächsten Schritte des DSM ein: die institutionelle Förderung müsse aufgestockt und zudem ein Antrag auf das Gebäude für die Migrant*innenorganisationen gestellt werden. Marisa Sanchez rief zuletzt dazu auf, Ressourcen zu bündeln und dran zu bleiben.

Die erste Fachtagung der Leipziger Migrant*innenorganisationen war ein voller Erfolg für den DSM, aber auch für Migrant*innenorganisationen, Zivilgesellschaft alle Engagierten in Leipzig. Wir freuen uns sehr über den regen Austausch und die Vernetzung zahlreicher Akteur*innen untereinander und mit den anwesenden Vertreter*innen der Stadt Leipzig, an die gleichzeitig auf Forderungen der Migrant*innenorganisationen gerichtet werden konnten.  

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