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Podiumsdiskussion „Gesundheitsregelsystem und interkulturelle Öffnung des Gesundheitswesens“ am 13.10.2022

Am 13.10.2022 kamen im Stadtbüro Leipzig verschiedene Vertreter*innen aus dem medizinischen Bereich zusammen, um den aktuellen Stand und notwendige Veränderungen des Gesundheitssystems zu diskutieren. Unter der Moderation von Mika Autorkhanova (CABL e.V.) folgte dem anfänglichen Austausch der Standpunkte der Podiumsgäst*innen eine spannende Diskussion mit einem sehr interessierten Publikum. Petra Albrecht vertrat als deren Vizepräsidentin die Sächsische Landesärztekammer (SLAEK), Barbara Teichmann die Kassenärztliche Vereinigung (KV) im Bezirk Leipzig und Constanze Anders das Gesundheitsamt Leipzig als dessen Amtsleiterin. Vom Migrant:innenbeirat Leipzig beteiligte sich als Co-Vorsitzende Francesca Russo am Podium.

zu sehen (von links nach rechts): Dip. med. Petra Albrecht, Dr. Francesca Russo, Constance Anders,
Dr. med. Barbara Teichmann, Mika Autorkhanova

Zentral war die Frage, wie der Zugang zum Gesundheitssystem für Personen mit eigener und/oder familiärer Migrationsbiografie erleichtert werden kann. Außerdem wurde diskutiert, wie Akteur*innen im Gesundheitssystem zukünftig besser kooperieren können, um dieses Ziel zu erreichen. Deutlich wurde die Notwendigkeit, in Austausch mit Initiativen außerhalb der großen Institutionen und der Betroffenen selbst zu treten und dafür die Vernetzung mit migrantischen Communities zu verstärken. Um eine nachhaltige Anpassung an bestehende Bedürfnisse zu garantieren, brauche es zudem ein umfassendes Monitoring sowie einen regelmäßigen Austausch etwa zwischen KV, SLAEK, ortsansässigen Ärzt*innen, dem Gesundheitsamt, dem Migrant:innenbeirat und weiteren Initiativen und Ehrenamtlichen im medizinischen Bereich. Aus dem Publikum wurde, unter anderem von Mitarbeitenden des Psycho-Sozialen Zentrums für Geflüchtete Leipzig, Kritik an der aktuellen Versorgungslage geäußert.  Problematisch sei dahingehend auch, dass Beschwerden gar nicht zwangsläufig in den zuständigen Ämtern ankämen. Dies sei wiederum Folge struktureller Barrieren (Sprache, Informationskanäle, Zielgruppen) innerhalb der Kommunikation über Gesundheit und Vorsorge.

Im Hinblick auf eine Diversifizierung der ärztlichen Versorgung und Weiterbildung in Leipzig gingen die Ansätze auseinander: Während Barbara Teichmann argumentierte, dass eine Diversifizierung mit der Zeit automatisch eintrete, kritisierte Francesca Russo die aktuelle Unterrepräsentation von Menschen mit Migrationsgeschichte und die Notwendigkeit eine Diversifizierung aktiv zu unterstützen.  Constanze Anders verwies auf Fortschritte, die im Bereich der Weiterbildung gemacht würden. Das Projekt „Kultursensible Gesundheitslotsen für Leipzig“ (KuGeL) etwa trage erheblich zur Sensibilisierung von medizinischem Personal bei.

Richtete sich der erste Teil der Diskussion vorrangig auf die Zugänglichkeit des Gesundheitssystems für Menschen mit gesichertem Aufenthaltstitel, lag der Fokus im zweiten Part auf der Situation von Menschen, die nicht vom Gesundheitsregelsystem erfasst werden. Hierzu zählen etwa Personen im Asylverfahren oder illegalisierte Personen. Die Kommune konnte noch immer nicht die Umstellung von Behandlungsscheinen auf eine einheitliche elektronische Gesundheitskarte realisieren, was aus Sicht des Migrant:innenbeirats unverständlich sei, da die Evaluation aus Pilotprojekten in Dresden gezeigt habe, dass dieses Verfahren erhebliche Vorteile bietet. Dazu zählt etwa eine Minderung des Aufwands für Personal und Patient*innen, sowie ein Empowerment von Betroffenen durch zunehmende Unabhängigkeit von Kapazitäten und Bereitschaft des Personals in Erstaufnahmeeinrichtungen. Aus den beschriebenen Hürden ergab sich die Frage nach einem zentralen Anlaufzentrum in Leipzig, ähnlich dem Modell der „Internationalen Praxen“, das für einige Zeit erprobt wurde. Wenngleich dieser Vorschlag im Publikum einige Zustimmung erhielt, stand das Podium ihm eher kritisch gegenüber. Argument gegen die (Wieder-)Etablierung war vor allem die dadurch noch verschärfte Trennung von Gesundheitsregelsystem und einer Versorgung außerhalb des Systems, was weiter vom Ziel eines Zugangs für alle zu regulärer Versorgung entferne.

Abschließend wurde von allen Beteiligten der Wunsch nach einem intensiveren Austausch unterstrichen, welcher einmal pro Quartal stattfinden könnte. Die Kassenärztliche Vereinigung sah sich hierbei in der Position als Ansprechpartnerin, um zukünftig Fragen seitens Patient*innen, Auszubildenden und Personal besser koordinieren zu können.

Wir danken allen Beteiligten und Zuhörenden für die spannende Diskussion und hoffen auf einen weiterreichenden Austausch!

 

©Bilder: Lara Edtmüller, Paula Preuß

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